Bruttoinlandprodukt und Wertschöpfung 2019

Mehr als 40 Prozent des Zentralschweizer BIP werden im Kanton Luzern erwirtschaftet

28,7 Milliarden Franken betrug 2019 das Bruttoinlandprodukt (BIP) im Kanton Luzern, das heisst die Bruttowertschöpfung inklusive Gütersteuern und exklusive Subventionen für Güter und Dienstleistungen. Gemessen an der gesamten schweizerischen Wirtschaftsleistung von rund 727 Milliarden Franken sind das knapp 4 Prozent. Innerhalb der Zentralschweiz hat der Kanton Luzern mit einem Anteil von 43 Prozent das grösste Gewicht. Es folgt der Kanton Zug, der mit 20,8 Milliarden Franken 31 Prozent des in der Zentralschweiz erwirtschafteten BIPs auf sich vereinigte.

Der Anteil der einzelnen Kantone am gesamtschweizerischen Bruttoinlandprodukt ist im Wesentlichen ein Abbild deren Zahl an Arbeitsplätzen, gemessen in Vollzeitäquivalenten (VZÄ). So trägt beispielsweise der Kanton Zürich mit 157,4 Milliarden Franken von allen Kantonen am meisten zum gesamtschweizerischen Bruttoinlandprodukt bei, nämlich gut einen Fünftel (21,6%); der Kanton Zürich stellt auch einen Fünftel (19,8%) der gesamtschweizerischen Vollzeitäquivalente. Zusammen steuern die Kantone Bern und Waadt einen weiteren Fünftel (BE: 11,5%; VD: 8,2%) zum nationalen BIP bei. Dem stehen ebenfalls fast identische Anteile an den Vollzeitäquivalenten gegenüber (BE: 11,8%; VD: 9,0%).

Überdurchschnittliche Dynamik im Kanton Luzern vor allem zwischen 2008 und 2014

Zwischen 2008 und 2019 ist das nominale Bruttoinlandprodukt schweizweit um 17,7 Prozent gewachsen. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 1,5 Prozent.

Im Kanton Luzern konnte mit +23,5 Prozent über die gesamte Periode betrachtet ein überdurchschnittliches BIP-Wachstum erzielt werden (+1,9% im Schnitt jährlich). Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass dieses Ergebnis auf die Entwicklung in der ersten Phase von 2008 bis 2014 zurückzuführen ist: Damals konnte der Kanton Luzern mit jährlichen Wachstumsraten von durchschnittlich +2,2 Prozent aufwarten (CH: +1,4%). Seit 2014 wuchs die Volkswirtschaft im Kanton Luzern derweil wieder im Gleichschritt mit der Gesamtschweiz (jeweils +1,6% jährlich resp. +8,1% über die gesamte Periode).

Über die ganze Periode von 2008 bis 2019 betrachtet legten die Kantone Zug (+25,6%), Basel-Stadt (+26,0%) und Waadt (+27,0%) am meisten zu. Die geringste Dynamik verzeichneten hingegen die Kantone Solothurn (+11,8%), Appenzell Ausserrhoden (+12,0%) sowie Basel-Landschaft (+12,4%).

Am meisten zum gesamten nominalen BIP-Wachstum zwischen 2008 und 2019 (+17,7%) trugen die Kantone Zürich, Bern und Waadt mit zusammen 7,1 Prozentpunkten bei. Das erstaunt angesichts ihres Anteils am gesamtschweizerischen BIP nicht. Neben diesen drei volkswirtschaftlich gewichtigsten Kantonen waren nur die Wachstumsbeiträge der Kantone Genf, Aargau (jeweils 1,0 Prozentpunkte) und Basel-Stadt (1,3 Prozentpunkte) noch höher als jener des Kantons Luzern (0,9 Prozentpunkte).

BIP pro Einwohner/in: Luzern holt auf - Basel-Stadt und Zug setzen sich weiter ab

Das Bruttoinlandprodukt pro Einwohner/in betrug 2019 im Kanton Luzern 69'664 Franken. Es lag damit in der Bandbreite eines Grossteils der übrigen Kantone (zwischen 60'000 und 80'000 Fr.), jedoch unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt (CH 2019: 84'803 Fr.; vgl. Wirtschaftskennzahlen).

Den mit Abstand höchsten Wert verzeichnete mit 200'675 Franken pro Einwohner/in der Kanton Basel-Stadt, gefolgt von Zug (163'718 Fr.), Genf (110'074 Fr.) und Zürich (102'861 Fr.). Was sich bei Basel-Stadt prototypisch manifestiert, lässt sich in der Tendenz verallgemeinern: Stadtkantone sowie eher städtisch geprägte und gleichzeitig flächenmässig kleine Kantone weisen die höchsten Werte aus. Das ist so, weil dort die Beschäftigungsdichte (Verhältnis der Anzahl Beschäftigter in Vollzeitäquivalenten zur Anzahl Einwohner/innen) am höchsten ist und sie damit tendenziell eher Werkplatz als Wohnort sind.

Beim Bruttoinlandprodukt pro Einwohner/in zeichneten sich die Kantone Basel-Stadt und Zug in den letzten zehn Jahren durch eine überdurchschnittliche Dynamik aus (BS: +20,2%; ZG: +8,7%; CH: +5,4%). Sie haben sich dadurch weiter vom schweizerischen Durchschnitt abgesetzt. Dank eines ebenfalls überdurchschnittlichen Wachstums (+10,4% gegenüber 2008) konnte der Kanton Luzern leicht aufholen und sich in Richtung des schweizerischen Durchschnitts bewegen. Das war auch bei den übrigen Zentralschweizer Kantonen (abgesehen von Zug) der Fall.

Die grösste positive Dynamik haben neben Basel-Stadt die Kantone Neuenburg (+18,7%, auf überdurchschnittliche 94'550 Fr.) sowie Appenzell-Innerrhoden (+19,6%, auf ein mit dem Kanton Luzern vergleichbares Niveau) erlebt. Praktisch stagniert haben – bei noch immer überdurchschnittlichem Bruttoinlandprodukt pro Einwohner/in – die Kantone Genf (+/- 0,0%) und Zürich (+0,4%). Vergrössert hat sich der Rückstand auf den Schweizer Schnitt in den Kantonen Thurgau (+4,1%), Solothurn (+2,8%), Fribourg (+1,0%) und Aargau (+/- 0,0%).

2008

Branchen mit besonders hoher Wertschöpfung pro Vollzeitäquivalent im Kanton Luzern eher untervertreten

Die Bruttowertschöpfung (BWS) – d.h. der Gesamtwert der im Produktionsprozess erzeugten Waren und Dienstleistungen abzüglich des Werts der Vorleistungen – gibt einen Hinweis auf die kantonale Wirtschaftsstruktur. Angaben zur Entwicklung der einzelnen Wirtschaftszweige finden sich bei den Wirtschaftskennzahlen. Die Wirtschaftskennzahlen ermöglichen auch, die Luzerner Werte mit den gesamt- und den zentralschweizerischen Werten zu vergleichen.

Obschon knapp 70 Prozent der gesamten Luzerner Bruttowertschöpfung von Branchen des Tertiärsektors stammen, ist festzustellen, dass im Kanton Luzern die Industrie und das Baugewerbe bedeutender sind als dies schweizweit der Fall ist. Was den Anteil an der Bruttowertschöpfung betrifft, sind umgekehrt die Branchengruppen "Finanz-/Versicherungsdienstleistungen" und "öffentliche Verwaltung, Sozialversicherungen" im Vergleich zur Gesamtschweiz eher untervertreten.

Nicht überraschend gilt sowohl für den Kanton Luzern als auch für die gesamte Schweiz in der Tendenz: Je mehr Arbeitsplätze (gemessen in VZÄ) in einem Wirtschaftszweig angesiedelt sind, desto höher die Bruttowertschöpfung, die von diesem Wirtschaftszweig erzielt wird. Das ist allerdings nicht überall der Fall: In der Landwirtschaft sowie in der sehr heterogen zusammengesetzten Branchengruppe "Energie, Wasser/Entsorgung, Unterricht, Gesundheits-/Sozialwesen" übersteigt der Anteil am Total der Vollzeitäquivalente den anteilmässigen Beitrag zur gesamten Bruttowertschöpfung. Das umgekehrte Bild zeigt sich in den Branchengruppen "Finanz-/Versicherungsdienstleistungen" sowie "öffentliche Verwaltung, Sozialversicherungen": Hier übersteigt deren Anteil an der Bruttowertschöpfung das Gewicht in Vollzeitäquivalenten. Das bedeutet, dass in diesen Branchen pro Vollzeitäquivalent eine überdurchschnittlich hohe Wertschöpfung erzielt wird.

Während in den Branchengruppen mit den höchsten Bruttowertschöpfungen pro Vollzeitäquivalent im Kanton Luzern mit einer Vollzeitstelle eine Wertschöpfung von rund 374'600 Franken ("Öffentliche Verwaltung, Sozialversicherung"; CH: 436'200 Fr.) respektive 248'000 Franken ("Finanz-/Versicherungsdienstleistungen"; CH: 331'100 Fr.) erzielt wurden, resultierte am anderen Ende der Skala in der Landwirtschaft ein entsprechender Wert von rund 46'200 Fr. pro Vollzeitäquivalent (CH: 43'700 Fr).

Weitere Informationen zur regionalen Entwicklung des Bruttoinlandprodukts und der Wertschöpfung

LUSTAT aktualisiert jeweils jährlich die wichtigsten Informationen zur regionalen Entwicklung des Bruttoinlandprodukts sowie der Bruttowertschöpfung und kommentiert diese in kurzer Form bei den Wirtschaftskennzahlen.

Die neusten verfügbaren regionalisierten Daten für das BIP und die Wertschöpfung liegen derzeit für das Jahr 2019 vor. Damit sind die regionalen Effekte der Covid19-Pandemie noch nicht darstellbar. Im Rahmen der vierteljährlichen Konjunkturberichterstattung kann jedoch jeweils auf die Schätzungen der Expertengruppe des Bundes für Konjunkturprognosen verwiesen werden: Demnach wird schweizweit von einem Einbruch des BIP 2020 und einer allmählichen Erholung 2021 und 2022 ausgegangen, dies trotz der zuletzt grösser gewordenen Unsicherheit rund um die Pandemie.

Autor: Enrico Moresi / 20. Januar 2022

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