Beschäftigte und Betriebe 2020

Erstmals Rückgang der Beschäftigtenzahl

2020 waren im Kanton Luzern insgesamt rund 255'900 Stellen mit verschiedenen Pensen besetzt. Das sind – auf Vollzeitstellen umgerechnet – rund 191'400 Vollzeitäquivalente (VZÄ). In der Summe über alle Branchen hinweg entspricht das einem Rückgang um gut 600 VZÄ gegenüber dem Vorjahr (–0,3%; CH: –0,5%). Somit wurde erstmals seit Beginn der Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) im Jahr 2011 ein Rückgang der Beschäftigtenzahl registriert. Festzustellen, ob dieser Rückgang auf einen Stellenabbau zurückgeht oder darauf, dass bestehende Stellen nicht besetzt werden konnten, ist anhand der hier analysierten Daten nicht möglich.

Rückgang von über 700 Vollzeitstellen im Dienstleistungssektor

Über alle Wirtschaftssektoren hinweg wurden im Kanton Luzern Ende 2020 per Saldo 629 Vollzeitäquivalente weniger registriert als im Vorjahr. Zwar verzeichnete der Industriesektor einen Stellenzuwachs, dies im Gegensatz zur Gesamtschweiz (+292 VZÄ resp. +0,6%; CH: –1,3%). Dass der Saldo insgesamt dennoch negativ blieb, geht sowohl auf den Dienstleistungs- als auch auf den Landwirtschaftssektor zurück. Allein im Dienstleistungssektor wurden 710 VZÄ weniger gezählt als im Vorjahr. Das entspricht einem Beschäftigtenrückgang von –0,5 Prozent. Dieser Rückgang fiel damit stärker aus als in der Gesamtschweiz (–0,2%). Auch der Luzerner Landwirtschaftssektor verzeichnete einen Rückgang. Das Stellenvolumen ging 2020 um 212 VZÄ bzw. 2,4 Prozent zurück (CH: –2,2%).

Auf Ebene der Branchen war der Rückgang der Vollzeitäquivalente gegenüber dem Vorjahr im Wirtschaftsbereich "Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen" besonders auffällig (–1'441 VZÄ bzw. –15,3%). Dazu gehören unter anderem Reisebüros, Reiseveranstalter oder Personalvermittler und -verleiher. Auch das Gastgewerbe wies mit einem Nettominus von 718 Vollzeitstellen (–8,7%) einen starken Beschäftigungsrückgang aus. Es gab jedoch auch Bereiche, in denen 2020 ein Stellenzuwachs verzeichnet wurde. Die grössten absoluten Zunahmen wiesen die Bereiche "Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen" (+393 VZÄ, +2,5%) und das Gesundheits- und Sozialwesen (+345 VZÄ, +1,4%) aus.

Trotz des Beschäftigtenrückgangs bleibt der Dienstleistungssektor von immenser Bedeutung: Ende 2020 waren über zwei Drittel (68,6%) der Luzerner Stellen (VZÄ) in diesem Sektor angesiedelt. Die Bedeutung des Dienstleistungssektors bezüglich der Beschäftigung war im Kanton Luzern jedoch geringer als in der Gesamtschweiz (CH: 73,6%). Anders beim Landwirtschafts- (4,4%) und beim Industriesektor (27,0%), welche im Kanton Luzern jeweils stärker ins Gewicht fielen (CH: 2,5% bzw. 23,9%). Mit umgerechnet 30'995 Vollzeitstellen blieb die "Warenherstellung" kantonsweit die Branche mit den meisten Stellen (16,2% aller VZÄ), gefolgt vom Bereich "Handel, Motorfahrzeuge" (25'745 VZÄ resp. 13,5%) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (24'418 VZÄ resp. 12,8%).

Zahl der Arbeitsstätten leicht gestiegen

Trotz des Beschäftigungsrückgangs wuchs die Zahl der Arbeitsstätten 2020 im Kanton Luzern leicht: Im Vergleich zum Vorjahr stieg sie um 0,1 Prozent auf 32'750 Arbeitsstätten an. Gesamtschweizerisch war ein Rückgang zu verzeichnen (−0,2%). Das Arbeitsstättenwachstum im Kanton Luzern ist einzig auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen, wo die Zahl der Arbeitsstätten um 0,3 Prozent stieg (CH: −0,2%). Dem Wachstum im Dienstleistungssektor steht eine leichte Abnahme im Luzerner Industriesektor gegenüber. Innert Jahresfrist nahm die Zahl der Arbeitsstätten in diesem Sektor um −0,1 Prozent ab. Im Schweizer Durchschnitt blieb die Zahl der Industriebetriebe beinahe unverändert (CH: −0,003%). Der Luzerner Landwirtschaftssektor zeigte 2020 einen Rückgang der Arbeitsstätten um −0,7 Prozent (CH: −1,2%). Seit Beginn der Erhebung im Jahr 2011 nimmt die Zahl der Arbeitsstätten in diesem Sektor Jahr für Jahr ab. So gab es im Kanton Luzern 2020 im Landwirtschaftssektor insgesamt 527 Arbeitsstätten weniger als noch neun Jahre zuvor.

Von den 32'750 Arbeitsstätten im Kanton Luzern gehörten 71,8 Prozent dem Dienstleistungssektor an. Wesentlich kleiner war diese Zahl in den beiden anderen Sektoren: Landwirtschaft und Industrie hatten Anteile von je 14,1 Prozent. Verglichen mit der Gesamtschweiz wies der Kanton Luzern – gemessen am Total der Betriebe – einen deutlich grösseren Landwirtschaftsanteil und einen entsprechend kleineren Anteil im Dienstleistungssektor aus. Der Anteil der Industriebetriebe war ähnlich gross wie im Schweizer Durchschnitt.

KMU von grosser Bedeutung

Neben der Zunahme bei den Arbeitsstätten nahm auch die Zahl der marktwirtschaftlichen Unternehmen leicht zu. Ende 2020 waren im Kanton Luzern 29'378 solche Unternehmen tätig. Das waren 0,1 Prozent mehr als Ende 2019 (+38 Unternehmen). 98,8 Prozent aller marktwirtschaftlichen Unternehmen gehörten zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 Beschäftigten (CH: 99,7%). Bei 1,2 Prozent der im Kanton Luzern tätigen marktwirtschaftlichen Unternehmen handelte es sich um Grossfirmen mit schweizweit 250 und mehr Beschäftigten (CH: 0,3%). Auf der anderen Seite des Spektrums handelte es sich bei 86,9 Prozent der KMU um sogenannte Mikrounternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten (CH: 89,8%). 2020 wuchs im Kanton Luzern sowohl die Zahl der KMU als auch jene der Grossunternehmen, wobei das Wachstum bei den KMU schwächer ausfiel als bei den Grossfirmen (+0,1 bzw. +1,1%).

Um die Bedeutung der KMU im Kanton abzuschätzen, ist neben der Zahl der Unternehmen auch deren Beitrag zum Angebot an Arbeitsplätzen anzuschauen. 2020 waren 27,0 Prozent der Beschäftigten in Kleinstfirmen/Mikrounternehmen (<10 Mitarbeitende) tätig und weitere 42,5 Prozent in kleinen und mittleren Unternehmen. Das heisst, dass die KMU insgesamt 69,5 Prozent aller Arbeitsplätze in marktwirtschaftlichen Luzerner Betrieben stellten. Auf die Grossunternehmen entfielen 30,5 Prozent aller Arbeitsplätze. Sie prägen den Luzerner Arbeitsmarkt also massgeblich mit, obschon ihr Anteil an Arbeitsstätten viel geringer ist als jener der KMU.

Arbeitsstellen konzentrieren sich in Stadt Luzern und Agglomerationskern

Die Zahl der Beschäftigten (auf VZÄ umgerechnet) entwickelte sich 2020 in den einzelnen Analyseregionen des Kantons Luzern in verschiedene Richtungen. Während in sieben Regionen die Beschäftigtenzahl zunahm, wiesen vier Regionen einen Rückgang aus. Das stärkste Wachstum fand in der Region Unteres Wiggertal statt, wo die Zahl der VZÄ im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent zulegte. Markante Beschäftigungsabnahmen wurden in der Regionen Michelsamt/Surental (–9,9% bzw. –757 VZÄ) und der Stadt Luzern (–2,2% bzw. –1'303 VZÄ) verzeichnet. In beiden Regionen waren die Beschäftigungsrückgänge in den Bereichen "Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen" auffallend ausgeprägt (Michelsamt/Surental –643 VZÄ, Stadt Luzern –587 VZÄ). In der Stadt Luzern kam ein markanter Rückgang im Bereich des Gastgewerbes hinzu, wo Ende 2020 allein rund 820 Vollzeitäquivalente weniger besetzt waren als im Vorjahr.

Die Beschäftigung konzentrierte sich auch 2020 auf die Stadt Luzern und den Agglomerationskern. In Vollzeitstellen gerechnet befand sich mehr als jeder zweite Arbeitsplatz in einem dort ansässigen Betrieb. In verschiedenen Luzerner Regionen besteht ein Gegensatz zwischen einem arbeitsplatzreichen Zentrum mit hoher Beschäftigungsdichte (Beschäftigte pro Einwohner/in) und einem vorwiegend als Wohnort genutzten Umland mit tiefer Beschäftigungsdichte. Vor allem die Städte Luzern und Sursee nehmen gegenüber vielen ihrer Nachbargemeinden eine solche Zentrumsfunktion ein. Aber auch viele andere regionale Hauptorten zeigen ein ähnliches Bild. Die Beschäftigungsdichte der einzelnen Gemeinden im Kanton Luzern variierte zwischen 0,13 (Greppen) und 1,73 (Dierikon). Neben der Gemeinde Dierikon verzeichneten auch die Gemeinden Altishofen und Sursee mehr besetzte Stellen als Einwohner/innen.

Luzerner Regionen mit unterschiedlicher Branchenstruktur

In 10 der 11 Luzerner Analyseregionen war 2020 der Dienstleistungssektor vorherrschend. Am dominantesten war er in der Stadt Luzern, wo er 88,6 Prozent aller Vollzeitäquivalente ausmachte. Aber auch die Region Sursee/Sempachersee wies mit 75,3 Prozent einen höheren Dienstleistungsanteil auf als der Kanton Luzern als Ganzes (68,6%). Wesentlich kleinere Anteile stellte der Dienstleistungssektor in den Regionen Seetal, Entlebuch und Michelsamt/Surental (je < 50%). In der Region Michelsamt/Surental war der Industriesektor mit 49,9 Prozent aller Vollzeitstellen gar bedeutender als der Dienstleistungssektor.

Richtet man den Fokus auf den Landwirtschaftssektor werden ebenfalls regionale Unterschiede sichtbar. Dieser war in der Stadt Luzern, dem Agglomerationskern, der Region Sursee/Sempachersee und der Region Rooterberg/Rigi mit Anteilen von jeweils weniger als 4 Prozent aller Vollzeitäquivalenten relativ klein. Einen erheblich grösseren Anteil hatte er in der Region Entlebuch, wo 21,2 Prozent aller Vollzeitstellen im Landwirtschaftssektor angesiedelt sind. Ebenfalls Anteile über 10 Prozent hatte die Landwirtschaft in den Regionen Seetal, Agglomerationsgürtel, Rottal-Wolhusen und Willisau.

Betrachtet man die unterschiedlichen Branchen detaillierter, zeigt sich, dass in 7 der 11 Analyseregionen die "Warenherstellung" vorherrschend war. Demgegenüber waren im Entlebuch die meisten Vollzeitäquivalente in der Branche "Land-, Forstwirtschaft, Fischerei" angesiedelt. Im Agglomerationskern nahm die Branche "Handel, Motorfahrzeuge" die dominante Stellung ein und in der Region Sursee/Sempachersee sowie der Stadt Luzern das "Gesundheits- und Sozialwesen".

Autorin: Sibylle Haas / 3. November 2022

Kontakt

Sibylle Haas

E-Mail: sibylle.haas@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 73 23

Analysen

Konkurse und Betreibungen 2023

Zahl der Konkurseröffnungen steigt weiter

Der Webartikel behandelt das Thema Konkurse und Betreibungen im Kanton Luzern. Die Auswertung bezieht sich auf die Daten des Kantonsgerichts sowie der Betreibungs- und Konkursämter. Neben der neusten Auswertung der Konkursdaten des Kantonsgerichts aktualisiert LUSTAT die Konkurse juristischer Personen quartalsweise und publiziert sie als Wirtschaftskennzahl. Diese stützt auf das Schweizerische Handelsamtsblatt ab.

Löhne 2022

Frauenlöhne nehmen weiter zu

Der Artikel informiert kurz über die Löhne in der Luzerner Privatwirtschaft nach Geschlecht und nach Branche gemäss Schweizerischer Lohnstrukturerhebung.

Konjunktur 4. Quartal 2023

Luzerner Wirtschaft mit wenig Schwung

Der Webartikel zur Konjunktur behandelt quartalsweise die Entwicklungen im Kanton Luzern auf Basis der Umfrage der KOF-Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. Sie enthält – grafisch aufbereitet – weitere Ergebnisse und Fakten zum aktuellen Luzerner Wirtschaftsgeschehen.