BILDUNG: Wenn aus Drähten Musik wird: «Tecday» an der Kantonsschule Willisau

Am «TecDay» der Kantonsschule Willisau am Mittwoch galt ein ganz spezieller Stundenplan. Statt französischer Grammatik standen Robotik und Nanomedizin auf dem Programm.

Hannes Bucher
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Schülerinnen im Modul «Hit the Tune: Aus Physik wird Musik!». (Bild: Pius Amrein (Willisau, 1. Februar 2017))

Schülerinnen im Modul «Hit the Tune: Aus Physik wird Musik!». (Bild: Pius Amrein (Willisau, 1. Februar 2017))

Hannes Bucher

kanton@luzernerzeitung.ch

Wäre der Stundenplan der Kantonsschule Willisau am Mittwoch eine Menükarte gewesen, so hätte dieser Gang für Gang mit einer Delikatesse aufgewartet: Zur Auswahl standen «Schmankerl» wie «Fantastische Welt der Mikrochips», «Automation: Werden wir durch Roboter ersetzt?» oder «Biochemie von Drogen und Drogentests». Technische und Naturwissenschaftliche Lerninhalte verdrängten am «TecDay» Grammatik, Vokabeln und Co. Zum zweiten Mal nach 2013.

Die Schüler aller Klassen konnten sich im Vorfeld aus 36 angebotenen Modulen ihr eigenes schulisches «Menü» kreieren. Der diesjährige «TecDay» entstand in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW). Über 40 Referenten von Hochschulen, Fachhochschulen, Forschungsanstalten, Unternehmen und Non-Profit-Organisationen kamen unentgeltlich an die Kanti und gaben ihre Kenntnisse – und vor allem auch ihre Begeisterung – an die Gymnasiasten weiter.

«Gluschtig machen» – aber auch bilden

«Nutzt die Chance und holt das Beste aus den Fachleuten heraus», motivierte Beatrice Miller, stellvertretende Generalsekretärin der SATW die rund 530 Gymnasiasten und Wirtschaftsmittelschüler. Die jungen Leute für Technik motivieren, «gluschtig machen», ihr technisches Verständnis fördern und ihnen gleichzeitig vermitteln, dass Technik und Wissenschaft Teil der Wirtschaft sind: Dies sind für Rektor Victor Kaufmann grundlegende Ziele dieses speziellen Schultages. «Wir haben den ­Auftrag, die Schüler zur Gesellschaftsreife zu bringen. Sie alle werden später Entscheide rund um technisch-wissenschaftliche Zusammenhänge treffen müssen und davon auch betroffen sein.» Zudem können Studiengänge aufgezeigt und etwas gegen den Fachkräftemangel in technisch-wissenschaftlichen Berufen getan werden, ergänzte der Kanti-Rektor. Auch die vielen Schüler, die später keinen Mint-Job ausüben werden – dazu zählen die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – sollen eine wichtige Erfahrung machen: Alle können mit ihrem Engagement zur Entwicklung beitragen. Die Thematik «Probleme lösen» war denn auch in allen Modulen eingebunden.

Schrottfischen im Weltall

Dass den Schülern das «TecDay»-Menü mundete, bewies ein Besuch des Moduls «Hit The Tune»: Hier schwingt einer den Hammer, dort werden handfest Nägel eingeschlagen. Auf einem Brett werden feinste Verästelungen verdrahtet. Vera Oberson aus Ruswil hantiert mit der Zange und lässt sich weder von links noch rechts ablenken. Eine künftige Elektrotechnikerin? «Eher nicht», lacht die Schülerin, die sich mehr für Musik interessiert. Davon ist sie in diesem Workshop nicht weit entfernt: Das Konstrukt soll nachher eine Melodie spielen. Tom Huber von der Hochschule Luzern, einer der Modulleiter, freut sich über das Engagement: «Die Schüler sind konzentriert bei der Sache, echt kreativ. Es ist cool, mit ihnen zu arbeiten.»

Einen Vorgeschmack der aktuellen Forschungstätigkeit erhielten die Schüler im Modul «Weltalle – der neue Schrottplatz». Angeleitet von Wissenschaftlern des Swiss Space Center der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne sammeln die Schüler Weltraumschrott ein. Spielerisch versuchen sie mit einem Netz, den Satelliten«Swiss­Cube» einzufangen, dessen Verschrottung und Entsorgung auch in der Realität ansteht. Offensichtlich fasziniert verfolgt Dario Jäggi aus Schötz das Geschehen. «Ja, die können etwas», sagt er über die Modulleiter. Der Fünftklässler möchte nach der Matura Physik studieren. Besonders interessiert ihn der Bereich Klimawandel. Vom «TecDay» ist er begeistert. «Eine ganz tolle Sache.»