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Fachsymposium Suizidprävention fand zum ersten Mal statt
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Die Zentralschweizer Kantone möchten gemeinsam die Suizidprävention stärken und haben zum ersten Fachsymposium Suizidprävention eingeladen. Die Veranstaltung fand am 10. September anlässlich des Welttags der Suizidprävention statt und brachte Fachpersonen und Betroffene zusammen. Ziel der Veranstaltung war, gemeinsam ein sichtbares Zeichen für eine Enttabuisierung sowie Unterstützung bei Suizidgedanken zu setzen.
Zum Welttag der Suizidprävention am 10. September haben die Zentralschweizer Kantone zum ersten Fachsymposium Suizidprävention eingeladen. Rund 180 Fachpersonen aus Psychiatrie und Psychotherapie tauschten sich in Luzern mit Betroffenen aus. Luzerns Regierungspräsidentin Michaela Tschuor, Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartements, unterstrich im Namen der Kantone, dass die Zentralschweiz in der Suizidprävention stärker kooperieren und Kräfte bündeln will. Das Fachsymposium biete den Fachstellen die Möglichkeit, sich besser zu vernetzen. Zudem trage man mit der Veranstaltung das Thema Suizid in die Öffentlichkeit, so Tschuor. «Wir möchten die Menschen sensibilisieren, über schwere psychische Krisen zu sprechen. Der erste Schritt zur Verhinderung eines Suizids ist, dass Menschen in einer Krise ihre Gedanken teilen, damit ihnen rasch geholfen werden kann». In kurzen Videostatements gaben die Gesundheitsdirektoren der übrigen Zentralschweizer Kantone Einblick in ihre Perspektiven. Damit setzten sie ein Zeichen für die Enttabuisierung von Suizid, für Solidarität mit den Betroffenen und für die Bedeutung konkreter Hilfsangebote.
Suizidprävention ist wirksam Prof. Dr. med. Urs Hepp, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, ist von der Wirksamkeit der Suizidprävention überzeugt. Seit den 1980er-Jahren sei die Suizidrate in der Schweiz in allen Altersgruppen rückläufig, erklärte Hepp. Unterschiede bestünden jedoch in Bezug auf Suizidmethoden, abhängig von Altersgruppe, Geschlecht oder Region. «Diese epidemiologischen Daten bieten wertvolle Erkenntnisse für gezielte Prävention und erlauben Rückschlüsse auf die Wirksamkeit von Präventionsmassnahmen», sagt Urs Hepp. In seinem Referat zeigte er unter anderem auf, dass Männer deutlich öfters Suizid begehen als Frauen und ältere Menschen öfter als jüngere.
SERO: Unterstützung in suizidalen Krisen Mit dem Projekt Suizidprävention Einheitlich Regional Organisiert (SERO) hat die Luzerner Psychiatrie (lups) spezielle Massnahmen zur Suizidprävention lanciert. Ziel ist es, Suizide und Suizidversuche sowie die damit zusammenhängenden Spitaleinweisungen im Versorgungsgebiet der lups zu reduzieren. Ein Kernelement ist die SERO Selbstmanagement-App. «Sie wurde für und mit Betroffenen entwickelt und bietet Unterstützung bei suizidalen Krisen. Die App hilft Menschen mit Krisenerfahrung wie auch Angehörigen, notwendige Schritte zur Prävention einzuleiten», erklärten Vera Fuchs und Viktor Kaufmann, Suizidpräventionsbeauftragte der lups, in ihrem Referat. Darüber hinaus fördert die SERO-App die Kommunikation zwischen suizidgefährdeter Person, Angehörigen und Fachpersonen und ermöglicht so eine gemeinsame Suizidprävention mit geteilter Verantwortung.
Junge Erwachsene besonders betroffen Gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen stellen Fachpersonen ein erhöhtes Risiko für psychische Krisen fest, wie Isabelle Bachmann, Oberpsychologin des KJP der integrierten Psychiatrie Uri, Schwyz und Zug Triaplus, in ihrem Referat ausführte. «Die Adoleszenz ist von zahlreichen Entwicklungsschritten geprägt. Die damit verbundenen Anpassungsleistungen sowie die erhöhte Vulnerabilität im Jugendalter steigern das Risiko von Krisen und damit auch für Suizidalität.» Die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Triaplus AG setze deshalb auf ein möglichst umfassendes Präventionskonzept. Für Jugendliche aus den Kantonen Schwyz und Uri gibt es zudem ein Kurzinterventionsprogramm nach einem Suizidversuch.
Mehr niederschwellige Angebot nötig Am Fachsymposium Suizidprävention erhielten auch Betroffene und Angehörige eine Stimme. Die Filmemacherin Annina Furrer verarbeitet in ihrem Dokumentarfilm «Dem Himmel zu nah» die Suizide ihrer Geschwister. Im Austausch mit anderen Angehörigen stellt sie fest, wie unterschiedlich mit dem Thema Suizid umgegangen wird: «Manche können und wollen nicht darüber sprechen, andere kommen mit ihrer Geschichte auf mich zu.» Auch Patrizia Gisler, die von suizidalen Phasen in ihrer Jugend berichtete, macht deutlich: «Es braucht dringend mehr und niederschwellige Angebote. Lehrpersonen dürfen nicht wegschauen, wenn ihnen etwas auffällt.». Sie plädiert dafür, dass in den Schulen der Umgang mit Gefühlen gelehrt und gelernt werden soll.
Die Zentralschweizer Kantone rücken das Thema psychische Gesundheit diesen Herbst auf verschiedene Weise in den Fokus der Öffentlichkeit. Sie unterstützen die Theaterreihe «Chlöisu – die Wirklichkeit ist nicht alles», die an verschiedenen Orten aufgeführt wird und die Tiefen der menschlichen Psyche thematisiert. Im Anschluss an die Veranstaltung findet jeweils eine Podiumsdiskussion zum Thema psychische Gesundheit statt. Alle Zentralschweizer Kantone unterstützen zudem die Kampagne «Wie geht’s Dir?» der Deutschschweizer Kantone und der Stiftung Pro Mente Sana im Auftrag von Gesundheitsförderung Schweiz.
Anhang Bild Regierungspräsidentin Michaela Tschuor, Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartements Bild Rund 180 Fachpersonen waren am Symposium im Kantonsratssaal dabei. Link Mehr Informationen sowie eine Aufzeichnung der Veranstaltung
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