Zur Webansicht
Mitteilung
17. November 2025
 
 

Archäologische Taucher untersuchen Luzerner Pfahlbauten

Die meisten der über 30 bekannten Luzerner Pfahlbaufundstellen liegen ungeschützt auf dem Seegrund: Wellen, Bautätigkeit und Freizeitaktivitäten bedrohen ihren Bestand. Erstmals sollen die Unterwasserfundstellen auf ihren Zustand untersucht werden. Im Oktober 2025 fand ein Pilotprojekt im Sempachersee statt. Im Auftrag der Kantonsarchäologie Luzern führten Taucher der Unterwasserarchäologie Zürich diese Arbeiten durch. Erste Ergebnisse lassen nichts Gutes zum Zustand erahnen.

Entlang der gut 100 km Seeufer an grösseren und kleineren Seen des Kantons Luzern befinden sich 33 bislang bekannte Pfahlbaufundstellen, die teilweise oder ganz unter Wasser liegen. Durch die feuchte Erhaltung liegt in diesen Fundstellen ein reiches Archiv, welches Antworten zu Fragen zur Geschichte der Menschen in der Jungstein- und Bronzezeit (4300 v.Chr. bis 850 v.Chr.) liefert. Sie gehören zu den Kulturdenkmälern, zu deren Schutz sich der Kanton per Gesetz verpflichtet hat.

Im Kanton Luzern sind Pfahlbaufundstellen im Sempacher- und Baldeggersee sowie im Wauwilermoos seit dem 19. Jahrhundert bekannt, jedoch kaum erforscht. In jüngster Zeit kamen weitere Fundstellen am Hallwiler-, Zuger- und Vierwaldstättersee zum Vorschein.

Natürliche Vorgänge wie Wind und Wellen, klimatische Veränderungen und menschliche Aktivitäten setzen den Pfahlbaufundstellen zu. Zudem sind künftige Bauprojekte wie Seewasserleitungen, Renaturierungen im Bereich der Pfahlbaufundstellen geplant. Der Zustand dieser Fundstellen ist in den meisten Fällen nicht bekannt.

Pilotprojekt im Sempachersee
Der Kantonsrat bewilligte 2024 für die Jahre 2025-28 ein Projekt zu den Zustandsabklärungen der Pfahlbauten in den Luzerner Seen. 2025 startete dieses mit einem Pilotprojekt im Sempachersee, dessen Ergebnisse in der Überprüfung der restlichen Fundstellen für die Folgejahre 2026-28 einfliessen.

Im Oktober untersuchten Taucher der Unterwasserarchäologie Zürich im Auftrag der Kantonsarchäologie Luzern die Fundstelle Gammainseli und weitere Fundstellen bei der Triechterhalbinsel im Sempachersee. Das Pilotprojekt soll zeigen, mit welchen Methoden die Fundstellen unter Wasser am effizientesten untersucht werden können.

Erste Ergebnisse
Die Zustandskontrolle im Oktober 2025 zeigt, dass die zum UNESCO Weltkulturerbe gehörende Fundstelle Sursee Gammainseli teilweise in einem schlechten Zustand ist. Im Pfahlfeld sind viele Pfähle herausgerissen, fehlen oder sind abgebrochen. Momentan wird überprüft, ob menschliches Tun, natürliche Ursachen oder eine Kombination beider dafür verantwortlich sind. Abschliessend werden mögliche Schutz- oder andere Massnahmen definiert.

UNESCO Weltkulturerbe «Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen»
Drei Fundstellen aus dem Kanton Luzern wurden 2011 zu den 111 ausgewählten Pfahlbaufundstellen des UNESCO Weltkulturerbes «Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen» aufgenommen. Dazu gehören die Fundstellen Sursee Zellmoos-Gammainseli am Sempachersee, Hitzkirch-Seematt am Nordende des Baldeggersees und Egolzwil 3 im Wauwilermoos. Sie stehen stellvertretend für die 33 bisher bekannten Pfahlbaufundstellen im Kanton Luzern.

Ausblick
Nach den Auswertungsergebnissen des Pilotprojektes wird für die Folgejahre 2026-2028 der Zustand der weiteren bekannten Pfahlbaufundstellen im Sempacher- sowie Baldeggersee systematisch auf Erhaltungszustand und Ausdehnung untersucht. Ziel ist es einen genauen Überblick über den Zustand der Fundstellen und ihre Ausdehnung unter Wasser zu erhalten, um daraus mögliche Schutzmassnahmen zu bestimmen.

Strategiereferenz
Diese Massnahme dient der Umsetzung der politischen Schwerpunkte im Bereich Vernetzung von Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft / Ökologisierung gemäss Kantonsstrategie.

Anhang
Projekt-Webseite der Luzerner Archäologie

Bild 1: Archäologische Taucharbeiten im Sempachersee beim Gammainseli. Die Luftzufuhr der Taucherinnen und Taucher erfolgt über die mobilen Sauerstoffflaschen, die gelb markiert sind.
Foto: Kantonsarchäologie Luzern

Bild 2: Pilotprojekt 2025. Dieser Bereich des Seegrundes bei der Fundstelle Gammainseli zeigt der schlechte Zustand des Pfahlfeldes mit abgebrochenen Pfählen und Pfahllöcher von herausgerissenen Pfählen.
Foto: Unterwasserarchäologie Stadt Zürich

Bild 3: Tauchfunde von verzierter Keramik beim Gammainseli. Sie datieren in die späte Bronzezeit um 1000 v. Chr.
Foto: Kantonsarchäologie Luzern

Bild 4: Ein Bereich des Pfahlfeldes Gammainseli in besserem Zustand.
Foto: Unterwasserarchäologie der Stadt Zürich

Bild 5: Taucharbeit unter Wasser. Ein Taucher der Unterwasserarchäologie dokumentiert einen Bohrkern.
Foto: Unterwasserarchäologie der Stadt Zürich
 
 
Anna Kienholz
Fachbereichsleiterin Ur- & Frühgeschichte
Kantonsarchäologie Luzern
anna.kienholz2@lu.ch
Telefon 041 228 53 06
(erreichbar am 17. November 2025 von 14.00 bis 15.30 Uhr)
 
 
Impressum | DisclaimerNewsletter verwalten | Abmelden
Staatskanzlei.lu.ch