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Mitteilung
3. September 2024
 
 

Zustand der Luzerner Flachmoore erhoben

Der Kanton Luzern hat 2023 mittels Feldbegutachtungen den Zustand all seiner Flachmoore von nationaler Bedeutung erhoben. Die Resultate sind nun ausgewertet und zeigen, welche Objekte intakt sind und wo Handlungsbedarf besteht. Es gilt, die artenreichen und auch für den Wasserhaushalt wichtigen Gebiete möglichst ungeschmälert zu erhalten.

Der Kanton Luzern ist naturräumlich ein wassergeprägter Kanton. Neben rund 60 Hochmooren umfasst er auch insgesamt 101 Flachmoore von nationaler Bedeutung. Letztere nehmen eine Fläche von total rund 2’350 Hektaren ein, wobei die Mehrheit dieser Objekte im Entlebuch liegt.

Diese nationalen Flachmoore sind über ein Biotopinventar des Bundes geschützt. Ein zentraler Grundsatz dieses Schutzes ist die ungeschmälerte Erhaltung. Der Vollzug liegt bei den Kantonen, die dafür auch finanzielle Beiträge des Bundes erhalten. Für die meisten Flachmoore ist – im Gegensatz zu Hochmooren – eine extensive landwirtschaftliche Nutzung für ihren Erhalt erforderlich. Da die Böden nass sind und viele Arten bei zu hohen Nährstoffeinträgen verdrängt werden, sind sie nicht geeignet für eine intensive Bewirtschaftung.

Über 600 Rückmeldungen erfasst
Im August und September 2023 haben Feldmitarbeitende sämtliche Luzerner Flachmoore von nationaler Bedeutung auf ihren Zustand hin untersucht. Eine der Herausforderungen dabei war die Heterogenität der Flachmoorobjekte: Die Grösse der Objekte variiert zwischen einer und 200 Hektaren. Sie liegen im Mitteland oder in den Voralpen, haben unterschiedliche Entstehungsgeschichten, werden unterschiedlich stark genutzt und beweidet oder gemäht.
Aus den Feldbegehungen resultierten letztendlich über 600 Rückmeldungen von punktuellen bis flächigen Defiziten, die es aufzubereiten und auszuwerten galt.

Resultate zeigen: Es besteht grosser Handlungsbedarf
Die Auswertung dieser Erhebung ist nun abgeschlossen. Die Resultate zeigen, dass von den 101 Flachmooren im Kanton Luzern 30 Objekte und damit knapp ein Drittel intakt oder mehrheitlich intakt sind. Die anderen Objekte weisen Defizite auf, die es im Sinne der Wiederherstellung anzugehen gilt. In insgesamt 55 Flachmoorobjekten gibt es sogar einen grossen Handlungsbedarf.

Solche Defizite sind in Flachmooren typischerweise auf drei Hauptursachen zurückzuführen. Der häufigste Grund für einen Handlungsbedarf ist die sogenannte Verbuschung, also die Ausbreitung von Sträuchern und Bäumen, was durch Trockenheit oder Unternutzung begünstigt wird. In rund 60 Flachmooren sind deshalb Entbuschungen und Holzereiarbeiten notwendig, wobei anschliessend auch auf eine regelmässige Pflege zu achten ist. In rund 30 Flachmooren hat eine übermässige Nährstoffzufuhr zu einer Abnahme der Artenvielfalt geführt. Hierfür sind Gespräche mit den Bewirtschaftenden sowie anschliessende Anpassungen der entsprechenden Naturschutzverträge notwendig, um die Flächen zu extensivieren. Als aufwendigste Massnahme müssen in mindestens 15 Flachmooren sogenannte Entwässerungsgräben, die dem Flachmoor das Wasser und damit sein Lebenselixier entziehen, verfüllt und rückgebaut werden.

Aufarbeitung hat begonnen
Im Rahmen eines längerfristigen Programms hat der Kanton 2024 damit begonnen, einzelne Defizite zu bearbeiten. Die Aufarbeitung der Defizite erfolgt anhand einer klaren Priorisierung.

Allerdings ist die Aufarbeitung mit Herausforderungen verbunden. Die verschiedenen Defizite und deren Ursachen hängen oftmals zusammen, wodurch zahlreiche Flachmoore gleichzeitig mehrere Defizite aufweisen. So führen beispielsweise Gräben zu trockeneren Bedingungen, was das Aufkommen von Gebüschen fördern kann. Deshalb sind teils mehrere Projekte nötig, um ein einzelnes Flachmoor wieder instand zu stellen. Die Revitalisierung und der Erhalt dieser wertvollen Feuchtflächen stellt für den Kanton eine Generationenaufgabe dar.


Die Bedeutung von Flachmooren
Flachmoore gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. In den nördlichen Voralpen leben bis zu 48 verschiedene Arten von Moosen, 128 Blütenpflanzenarten, 28 Tagfalter- und 10 Heuschreckenarten in einem einzigen Flachmoor. Die Moore sind nicht nur Inseln der Biodiversität, sondern auch wichtig für den Wasserhaushalt auf Landschaftsebene. Die Moorböden sind nass und können – ähnlich wie ein Schwamm – Wasser aufnehmen. Zudem verlangsamen sie den Wasserabfluss, was die Erosionskraft des Wassers bremst. Sie nehmen also in der Landschaft ganz natürlich eine Funktion wahr, wie sie das Modell Schwammstadt im Siedlungsgebiet anstrebt. Beim Schwammstadt-Modell wird überschüssiges Wasser bei Starkregen gespeichert, um dieses bei Hitze wieder abgeben zu können.

Aufgrund ihrer Bedeutung für die Landschaft nehmen Moore und andere Feuchtgebiete in der Luzerner Biodiversitätsstrategie eine prioritäre Stellung ein.

Strategiereferenz
Diese Massnahme dient der Umsetzung der politischen Schwerpunkte im Bereich Ökologisierung (Klimastrategie und Biodiversitätsstrategie)
gemäss Kantonsstrategie

Anhang
Bild 1: Intakter Moorabschnitt im Wagliseichnubel in Flühli
Bild 2: In diesem Abschnitt des Schwandmoos-Moors ist eine Verbuschung zu erkennen.
 
 
Françoise Schmit
Fachbereichsleiterin Arten und Lebensräume
Telefon 041 349 74 09
francoise.schmit@lu.ch
(erreichbar am Dienstag, 3. September 2024, von 13.00 bis 14.30 Uhr)
 
 
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